31. Fidelitas-Nachtlauf
Wie kam ich dazu 80 km zu laufen? ??????
Indem mein Lauffreund Oli mich fragte, ob ich nicht Lust hätte mit ihm und Georg -einem auf solchen Strecken erfahrenem Läufer- eine Mannschaft zu bilden und am 27. Juni in Karlsruhe am 80 km Fidelitas-Nachtlauf teilzunehmen.
Als Oli mich das erste Mal fragte hatte ich gerade die langen Vorbereitungsläufe für den Staufenberg-Marathon abgeschlossen und hatte auch nicht vor, weitere lange Trainingsläufe zu machen. Um alle Wochenendplanungen von Oli mit 4 Std. Läufen drückte ich mich erfolgreich, genauso wie um eine klare Zusage. Bis zum Montag vor dem Lauf….
Nachdem sich die Hoffnung zerschlug, dass die anderen aufgeben, den Termin irgendwie vergessen oder sonst etwas dazwischen käme, sagte ich dann eben zu.
Somit sahen die 4 letzten Vorbereitungswochen so aus: 10 km Wettkampf an den Wochenenden (für die nötige Tempohärte im Schlussspurt :) und während der Woche die üblichen Trainingsläufe. Optimale Vorbereitung!?
Wir starteten Samstagmittag mit dem Auto Richtung Karlsruhe. Unterwegs auf der Höhe von Hockenheim unwetterartige Regenfälle, böses ahnend schauten wir uns an. Aber unsere Befürchtungen bestätigten sich zum Glück nicht und es blieb den ganzen Lauf über trocken.
Wir parkten direkt neben den Duschen, wohl wissend, dass nach solch einem Lauf jeder Meter zählt. Startunterlagen geholt, Zeit vertrieben, letzte sms nach Hause geschickt und um 17 Uhr wurden ca. 180 Läufer und 88 Staffeln auf ihren langen Weg geschickt.
Auf Empfehlung unseres Ultraläufers Georg, stellten wir uns im Starterfeld recht weit hinten auf, um nicht verleitet zu werden, zu schnell anzugehen. Das war jedoch eine Recht staubige Angelegenheit, da wir auf einer Aschenbahn starteten. Die ersten 19 km waren flach und wir liefen sie in ca. 2 Std. durch, unterbrochen von zweimaligen "Entleerungspausen" an geschlossenen Bahnübergängen. Danach ging es im welligen Profil auf die Höhen des Nordschwarzwaldes. Die Verpflegungsstellen waren gut sortiert (es gab sogar Salzstangen) und wurden gerne zu einer kleinen Pause genutzt.
Bei km 46 hatten wir Jacken, Taschenlampe und div. Powergels deponieren lassen. Hier trennten sich dann leider unsere Wege, da Oli unter massiven Hüftproblemen litt. Georg und er beschlossen, sich mehr wandernd als laufend ins Ziel zu kämpfen. Ich machte mich dann alleine auf den Weg in die Dunkelheit. Ohne die Taschenlampe (danke Micha) wäre ein weiterkommen absolut unmöglich gewesen, da es über dunkle Pfade und Waldwege ging und man auch die Richtungspfeile sonst nicht gesehen hätte. 2 - 3mal musste ich zurücklaufen um mich zu vergewissern ob ich denn auch auf dem richtigen Weg war. Ab km 60 ging es tendenziell nur noch bergab, teilweise auch steil, was eine größere Qual war, als bergauf zu laufen.
Die letzten Kilometer zogen sich unendlich, man glaubt gar nicht wie weit 8 km sein können. Im Stadion angekommen war noch eine Runde zu laufen. Hier sollten sich die Vorbereitung-wettkämpfe auszahlen, aber es war kein Gegner da, Schade.
Nach 9 Stunden 10 Minuten und 45 Sekunden im Ziel: Medaille, Finisher-Shirt, nachts um 2 Uhr Anruf daheim "ich lebe noch" und nach dem duschen im Liegesitz des Autos auf die andere gewartet.
Oliver hat sich tapfer, mit Hilfe von Georg in 10:56:39 Std. durchgekämpft. Nach einer Rennwurst starteten wir im Morgengrauen Richtung Heimat.
(Jochen Keil)