Pilgerwanderung 30.07.2011

Unser Pfarrer Andreas Lenz und Hans Hausner, Lauftreffleiter des "Treiser Lauf und Walkingtreffs" fuhren die angedachte Strecke ein paar Tage vorher mit dem Fahrrad ab und stellten einen Tachostand von gut 50 km fest. Kurzer Hand wurde entschieden: Wir beginnen dieses Jahr unsere Wanderung nicht in Treis, sondern in Krofdorf.

Morgens um 8:00 Uhr trafen wir uns in der Kirche und stimmten uns mit dem Lied "Morning has broken" auf die bevorstehende Reise ein. Wir erkannten unsere Chance diesen wertvollen Tag zu nutzen, um in uns hinein zu hören. Raus aus dem Alltagslärm, rein in die Stille der Natur. Weg von Auspuffgasen, hin zur grünen Lunge der Wälder.

Gesagt getan. Die erste Station war Burg Gleiberg. Der doch recht steile Aufstieg wurde durch einen grandiosen Panoramablick auf dem Bergfried belohnt. Wetzlar, unser anvisiertes Ziel war mit 11 km benannt. Luftlinie versteht sich. So ein geschichtsträchtiges Gemäuer, erste Befestigungsanlage um das Jahr 1000, hat nicht nur einen phantastischen Ausblick, es bietet auch in den Tiefen des Weinkellers eine Sensation. Einmal im Jahr wird eine "Fledermausnacht" veranstaltet, vielleicht für den ein oder anderen eine attraktive Abwechslung zum TV-Programm.

Unser Weg führte uns nun bergab durch Krofdorf. Was für ein Glück, an diesem Wochenende wurden hier die Golden Oldies veranstaltet. So hatten wir die Möglichkeit, die Oldtimer zu bestaunen und die farbenprächtigen Petticoats der dazugehörenden Damen.

Wir folgten dem Lahnhöhenweg. Dieser ist gekennzeichnet durch ein großes weißes L auf schwarzem Grund. Angekommen in Rodheim machten wir eine Rast und stärkten uns für die nun folgenden ca. 15 km Wanderweg durch Wald und Wiesen, bergauf und bergab, nach Wetzlar zum Dom. Unterwegs führte uns der Weg noch zum Königsstuhl. Nicht zu vergleichen mit den Kreidefelsen auf Rügen oder dem knapp 568 m hohen Berg bei Heidelberg, doch unseren Königsstuhl und das dieser für Wanderer eine Sitzgelegenheit mitten im Wald bietet, zeigt das Foto.





Und dann... ja, dann wurde es still. Als hätten wir uns abgesprochen. Die gemeinsamen Gespräche wurden gedämpft geführt. Der ein oder andere zog sich zurück, ließ die Blicke schweifen und seinen Gedanken freien Lauf. Entspannung erreichte uns. An einer größeren Kreuzung, kurz vor Naunheim spürten wir dann doch die Anstrengung in den Gliedern und machten eine kurze Rast für Studentenfutter, Apfel, Möhre und Co.

Wir erreichten "Schauinsland" pünktlich zur Öffnungszeit um 14:00 Uhr und Wetzlar lag uns zu Füßen. "Schauinsland" hat seine Ursprünge im Jahr 1934. Heute modern, hell und offen gestaltet. Ein Familienbetrieb, den wir gerne als Geheimtipp weitergeben. Gute Küche, freundlicher und schneller Service. Das große Panoramafenster lässt uns den Dom sehen. Nachdem wir uns mit frischgebackenem Kuchen, Folienkartoffeln und Salat gestärkt hatten, starteten wir zur letzten Etappe.

Es ging noch einmal sehr steil über kleines Geröll ins Tal hinein. An der Lahn angelangt, hatte uns das Leben wieder. Viele Radfahrer, die zu beachten waren, Paddler die Ihre Boote bestückten, Herrchen, die versuchten Ihre Hunde mit Stöckchen zu unterhalten. Autofahrer, die alle gerne jeder als erster zu Hause wären. Es war auf einmal wieder sehr laut. Trotz, dass wir die Anstrengung der letzten Stunden in den Beinen spürten, wurden unsere Schritte wieder länger und etwas schneller, denn das Verlangen nach Ruhe machte sich breit.

Plötzlich stand er vor uns, der Wetzlarer Dom (auch Dom unserer lieben Frau genannt) und lud uns ein, in ihm zu verweilen. Rosenblätter auf dem Boden ließ uns vermuten, fand heute eine Hochzeit statt? Ein Stadtführer mit Kleidung, wie sie zu Goethes Zeiten getragen wurde, erzählte den Kindern spannende Geschichten. Eine andere Stadtführerin, gekleidet wie die junge Lotte, brachte Ihre Erfahrungen mit Goethe zum Besten.





Große Zeichnungen auf Bettlaken an den Wänden, mit der Aufschrift "Zum Gedenken an Oslo" erinnerten uns, wir sind wieder da, langsam lassen wir die Realität wieder zu mit dem sicheren Gefühl ein kleines Stückchen reicher geworden zu sein, durch dieses wertvolle Geschenk: ein paar Stunden der Stille.

Sehen Sie diesen Artikel als herzlichste Einladung im nächsten Jahr selbst dabei zu sein. Informationen erhalten Sie auf jeder Sternstunde, im sonntäglichen Gottesdienst oder direkt vom Treiser Pfarrer Andreas Lenz.

Konstanze Fleck