80 KM Fidelitas Nachtlauf in Karlsruhe vom 23. - 24. Juni 2012
Ein (Nacht-)Laufbericht von Bernhard Stein und Susanne Klüner
Der Fidelitas Nachtlauf fand nun schon zum 34. Mal statt. Ursprünglich war dieser eine Wanderveranstaltung, nannte sich früher auch "Fidelitas Nachtmarsch".
Heute ist der Fidelitas Nachtlauf überwiegend auf Läufer ausgerichtet. Neben der kompletten 80 km Strecke gibt es einen Staffellauf, bei dem sich jeweils 4 Läufer die Strecke teilen, sowie zum 3. Mal einen Nacht-Marathon. Walker sind natürlich ebenfalls willkommen. Diese starten etwas früher als die Läufer und werden separat gewertet.
Start war an der Sportanlage des PSK - Post Südstadt Karlsruhe e.V.. Die 80 km lange Schwarzwald-Strecke führte von Karlsruhe-Rüppurr aus über Durlach, Grötzingen, Jöhlingen, Singen, Mutschelbach, Langensteinbach, Ittersbach, Langenalb, Marxzell und durch Ettlingen zum Ausgangspunkt zurück. Wichtigstes Utensil der Läufer war dabei die Taschenlampe - ohne sie ging im dunklen Wald gar nichts. Start war um 17.00 Uhr, das Zeitlimit lag bei 16 Stunden - genügend Zeit, um das reichhaltige Angebot an den Verpflegungsstellen in Anspruch zu nehmen (Wasser, Tee, Cola, Malzbier, Isogetränke, Salzstangen, Erdnüsse, Kuchen, Gummibärchen, Brot, Bananen, Wassermelonen) oder um auch mal eine Gehpause einzulegen. Es gab die Möglichkeit, eigene Verpflegung, Kleidung, Taschenlampe o.ä. an drei Verpflegungsstellen zu deponieren, so dass man sich ohne viel Ballast auf den Weg machen konnte.
Als wir im Vorfeld Kollegen oder Freunden von unserem Vorhaben erzählt hatten, waren die Reaktionen sehr unterschiedlich: erntete man von einigen noch stille Bewunderung, gab es von anderen schon mitleidige Blicke, bis hin zu offensichtlichen Zweifeln an unserer Zurechnungsfähigkeit… Wir selber hatten ebenfalls gemischte Gefühle. Meinen letzten 80 er hatte ich vor über 20 Jahren absolviert und für Bernhard war es absolutes Neuland, sich in diesen Dimensionen zu bewegen.
Wir reisten rechtzeitig an, da vor dem Lauf noch einiges vorbereitet werden musste: Neben dem Abholen der Startunterlagen waren noch unsere "Päckchen" für unterwegs zu packen: Bei km 44 wollten wir Stirnlampe, Kleidung für die kühlere Nacht, Energieriegel und verschiedenes Knabberzeug hinterlegen. Bei km 56 sollte eine weitere Taschenlampe und noch etwas Wärmeres zum Anziehen deponiert werden, außerdem wieder jede Menge Energieriegel und weitere "Motivationsmittel".
Vor dem Start trafen wir Michael Eberhard, einen Lauffreund von früher, der mit mir zusammen meinen ersten "Fidelitas Nachtmarsch" absolviert hat und seitdem, wie viele andere hier auch, zum "Stammläufer" geworden ist. An seine diesjährige Laufzeit von 7:51 werden wir aber so schnell nicht herankommen…
Michael "Ebi" Eberhard, Susanne Klüner, Bernhard Stein
Die Atmosphäre vor dem Start war sehr entspannt, das Läuferfeld überschaubar. Ca. 140 Läufer waren für die Gesamtstrecke gemeldet; darüber hinaus gab es 64 Staffeln mit jeweils 4 Läufern. Start des Marathons (hier nahmen 69 Läufer teil), war um 22 Uhr in Karlsbad-Mutschelbach. Dieser führte ab dort über die gleiche Strecke wie der 80er.
Pünktlich um 17 Uhr fiel der Startschuss. Die Strecke war auf den ersten 20 km sehr flach, dann ging es durch einen wunderschönen Hohlweg hinauf auf ca. 240 Höhenmeter. Etwa alle 3-4 km gab es Verpflegungsstellen, die mit ehrenamtlichen Helfern der ansässigen Ortsvereine des Roten Kreuzes besetzt waren.
Die Strecke war zunächst sehr hügelig, landschaftlich wunderschön und abwechslungsreich. Bei etwa 27 Grad liefen wir an schönen Mais- und Rapsfeldern vorbei, genossen wunderbare Aussichten und passierten immer wieder idyllische Waldstücke. Das Läuferfeld zog sich rasch auseinander, so dass man über weite Strecken ganz alleine war.
Schließlich dämmerte es, und im nächsten Waldstück kam zum ersten Mal die Taschenlampe zum Einsatz. Sicherheitshalber hatte ich eine LED-Lampe von Anfang an bei mir, die ich an meinem Trinkgürtel befestigt hatte. Plötzlich war ein Läufer dicht bei uns, den wir kurz zuvor überholt hatten. Offensichtlich hatte er seine Taschenlampe erst bei der nächsten Verpflegungsstelle hinterlegt und lief nun im Schein unserer Lampe mit. Hier im Dunkeln fing der Lauf für mich persönlich eigentlich erst richtig an, denn es ist ein ganz besonderes Erlebnis, anders als bei allen "Tagläufen", mit der Taschenlampe durch die Dunkelheit zu laufen - mit all den ungewohnten Eindrücken, die man nur hier erlebt: Stille, nächtliche Geräusche im Wald, unheimliches Rascheln neben uns im Gebüsch, Mäuse, die schnell noch vor uns über den Weg huschten, und ein Reh, das plötzlich vor uns stand und es nicht eilig hatte, uns aus dem Weg zu gehen. Und dann jede Menge Glühwürmchen… Als wir aus dem Wald herauskamen, belohnte uns ein unglaublich schöner Sternenhimmel für die bisherigen Strapazen. Immer wieder tauchten aus der Dunkelheit die einzelnen Verpflegungsstellen auf - entweder in den zu durchquerenden Ortschaften oder mitten im Feld. Die Helfer des Roten Kreuzes waren alle trotz der späten Stunde gut aufgelegt und hielten die Nacht über tapfer durch, um die Läufer zu versorgen - und notfalls auch zu verarzten.
Bei km 44 freuten wir uns auf die Stirnlampe sowie auf wärmere Kleidung. Inzwischen war es doch etwas kühler geworden. Leider mussten wir feststellen, dass unser Gepäck bereits bei km 42 bereit lag, wir dies aber nicht mitbekommen hatten. Offensichtlich stimmten die Kilometerangaben bei der Gepäckaufgabe nicht mit den tatsächlichen Standorten überein. Das war irgendwie blöd… Na ja, wir hatten ja unsere eine Taschenlampe und die zweite war an der nächsten Gepäckstation hinterlegt. Wegen der Kälte würden wir einfach etwas schneller laufen müssen... Bei km 56 haben wir dann besser aufgepasst und unsere Sachen bekommen. Wir hatten etliches an Riegeln, Knabberzeug und Cola hinterlegt, aber nichts davon gebraucht. Die Verpflegung auf der Strecke war klasse und ließ keine Wünsche offen.
Weiter ging es nun in die richtig dunkle Nacht… Zunächst haben wir hinter uns noch Lichter von nachfolgenden Läufern gesehen, aber irgendwann waren diese weg. Wir waren ganz alleine. Kilometer um Kilometer liefen wir die Strecke ab, immer als Zwischenziel die nächste Verpflegungsstelle im Visier. Langsam fingen wir an, rückwärts zu rechnen. Nur noch 21 km, nur noch 14 km usw. Das haben wir anfangs natürlich strikt vermieden. Die 80 km zu Beginn es Laufes als Ganzes zu sehen, ist absolut tödlich für die Psyche.
Die letzten 5 km waren die schlimmsten. Der Weg führte durch dunklen -RICHTIG dunklen- Wald, über einen Streckenabschnitt, den wir bereits auf dem Hinweg gelaufen sind. Der Weg zog sich endlos. Es war einfach nur dunkel, und hinter jeder Kurve bot sich dasselbe -dunkle- Bild. Schließlich hatten wir die Befürchtung, einen Abzweig verpasst zu haben und wieder auf der 80 km-Strecke gelandet zu sein. Endlich kamen wir doch noch aus dem Wald heraus und waren tatsächlich auf dem Weg zum Ziel - dem Stadion des FC Südstern Karlsruhe, das direkt neben dem Gelände des PSK liegt, von dem aus wir gestartet waren. Das Stadion war hell erleuchtet, und - wie nicht anders zu erwarten - mussten wir noch eine Ehrenrunde um den Platz drehen. Schließlich kamen wir nach 11 Stunden und 24 Minuten etwas müde und erschöpft, aber glücklich im Ziel an. Hier gab es für jeden Finisher eine Medaille und ein Laufshirt - dieses leider nur noch in den Größen S und M, was manche Läufer, wie wir noch mitbekommen haben, ziemlich verärgert hat. Hier wäre es sicher sinnvoller gewesen, schon bei der Anmeldung die gewünschte Größe angeben zu können. Leider waren auch die Duschen kalt. Hierüber hatte uns Ebi aber schon vorgewarnt, denn das ist hier wohl in jedem Jahr so. Ansonsten war die Veranstaltung gut organisiert, die Helfer sehr freundlich, die Atmosphäre sehr nett und eher familiär, Strecke und Verpflegung kaum zu überbieten. Die 40 Euro Startgeld (incl. Laufshirt) waren auf jeden Fall eine gute Investition.
Die Veranstalter haben damit geworben, dass jeder vierte Teilnehmer am 80 km-Lauf bereits "Stammkunde" sei. Wir konnten bereits nach dem Zieleinlauf für uns sagen, dass wir ab sofort definitiv auch zur "Stammkundschaft" gehören werden. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!
Hier die Ergebnisse der BESTEN:
Fidelitas Nachtlauf, 80 km
Männer
1 René Strosny Bautzener LV 6:12:16,7
2 Guido Schwager Pforzheim 6:35:35,4
3 Stefan Hauck TSV 1862 Neuburg 6:36:07,1
Frauen
1 Annett Bahlcke LG Nord Berlin 7:41:14,7
2 Anne Staeves LG Trampeltier 7:43:23,8
3 Grit Seidel LG Nord Berlin Ultrateam 7:50:01,3
131 Finisher
Nachtmarathon
Männer
1 Steffen Bayer 3:06:59,0
2 Marco Schnurr 3:08:26,1
3 Rainer Veith 3:10:08,2
Frauen
1 Marita Rottach 3:40:41,1
2 Stefanie Thanhäuser 3:44:31,2
3 Petra Marton 4:01:07,1
61 Finisher