von Carsten Bock
Die Salomon 4 Trails sind ein viertägiger Etappenlauf für Trailrunner und auch für Hiker. Der erste Teil fand vom 10. – 13. Juli 2019 statt und führte die Teilnehmer von Seefeld nach Imst. Jetzt nach Pandemie bedingten Ausfall im letzten Jahr, fand das Etappenrennen vom 7. bis 10 Juli 2021 wieder statt und führte von Imst nach Nauders über die Etappenorte Wenns (Pitztal), Ried und Pfunds (im Oberinntal). Das ganz große Ziel bleibt: In vier Jahren zum Gardasee!
Die täglichen Etappen liegen zwischen 26 und 30 km, somit ist der Event der perfekte Einstieg für Trailrunner und Wanderer in die Welt der Etappenrennen. Insgesamt kamen diesmal nach vier Tagen 108 Kilometer und 6740 Höhenmeter zusammen.
Nach meinem ersten Start bei den 4 Trails vor zwei Jahren,
hoffte ich nun mit der gewonnenen Erfahrung viel Spaß in den Bergen zu erleben.
Gestartet bin ich am Dienstag nach Imst in Tirol. Hier gab es am Vortag des
Laufes die Startunterlagen für die aus zahlreichen Ländern angereisten
Teilnehmer. Zu den Startunterlagen gehörte auch wieder eine Sporttasche (in
einer neuen Farbe) mit Startnummer, die für die nächsten Tage das persönliche
Gepäck der Teilnehmer aufnehmen sollte und morgens vor dem Start zum Transport
abgegeben wurde. Eine sonst übliche Abendveranstaltung fand wegen der Pandemie
leider nicht statt. Dennoch organisierte der Veranstalter Plan B alles Mögliche
im Rahmen der geltenden Vorschriften, um den Teilnehmern ein sicheres und gutes
Gefühl zu geben.
Während meines Spaziergangs nach der langen Anreise konnte ich erste Blicke auf
die Landschaften der kommenden Tage werfen.
Die Rosengartenschlucht in Imst
Rund 350 Teilnehmer fanden sich bei bestem Laufwetter am Start in Imst ein. Nach der Kontrolle der Pflichtausstattung und letzten Informationen wurde pünktlich um 8:30 Uhr gestartet.
Zunächst waren die ersten Kilometer noch recht flach, bevor dann der lange kräftezehrende Aufstieg über 1600 Höhenmeter zur Venetalm begann. Der Weg führte durch schöne Wälder, über saftige Almen und Wiesen. Es folgte eine wunderschöne alpine Passage auf einem Grat zum höchsten Punkt, dem Wannenjöchl auf 2497 Metern.
Die ganze Zeit boten sich wunderbare Aussichten auf die Gletscher des Pitztals und die umliegenden Täler und Berge. Nach einer kurzen Pause am Gipfelkreuz begann der lange Downhill, bei dem es von 2500 Meter in einem Rutsch bis ins Tal auf 975 Meter ging. Hier war im ersten alpinen Abschnitt die Koordination und Konzentration extrem gefordert. Später waren die Wege zwar leichter zu laufen, jedoch das stetige Gefälle forderte die Oberschenkelmuskulatur aufs Schärfste. Unmittelbar am Ortsrand von Wenns verließ man die wunderschönen Trails um die letzten Meter über Asphalt ins Ziel zu laufen. Der erste Tag, das erste Highlight dieser 4 Trails.
Ein Eventclip zur ersten Etappe: https://youtu.be/z7FvKr92N6c
Am Abend nach der ersten Etappe sendete der Veranstalter eine SMS, weil auf Grund der Wetterlage die Startzeit der 2. Etappe von 9.00 Uhr auf 6.30 Uhr vorverlegt wurde. Die Erklärung folgte beim Online-Briefing: Ab der Mittagszeit waren Sturm, Kälteeinbruch und Starkregen vorhergesagt. Um jedem Risiko aus dem Weg zu gehen, durften wir also früh auf die Strecke gehen. Nach einer fast schlaflosen Nacht startete die 2. Etappe dann pünktlich um 6.30 Uhr in Wenns. Zunächst ging es die ersten gut 10 km relativ flach im Tal zur ersten Verpflegungsstelle an der Kielberg Alm. Dann ging es steil hinauf zur Aiflerspitze auf über 2300 Meter Höhe. Unterbrochen von dem einen oder anderen Aussichtspunkt bei wundervollem Wetter, brannten schnell die Oberschenkel. Es gab ständig neue wunderbare Ausblicke bei strahlend blauem Himmel und es folgten schöne Trails hinunter zur Aifner Alm. Der Ausblick ins Kaunertal war grandios. Durch den Braunebenwald ging es talwärts zur V2 in Schnadigen. Dabei wechselten sich Trails, Forstwege aber auch asphaltierte Passagen ab. Der Zielort Ried im Oberinntal war stets gut zu erkennen, jedoch zog es sich mit den schweren Beinen noch einmal, bis das Ziel wirklich erreicht war.
Kirchturmuhr zeigt die frühe Startzeit
Schon nach einigen Kilometern die ersten schönen Blicke zurück
Ständig tolle Ausblicke prägen den 2. Lauftag
Ein Eventclip zur zweiten Etappe: https://youtu.be/QCwBoR_04A4
Nach dem Aufstehen fehlte mir komplett die Vorstellungskraft, wie diese Beine heute laufen sollen. Ein exaktes Déjà-vu zur ersten Teilnahme vor 2 Jahren. Aber den anderen Läufern ging es ähnlich. Nach den heftigen Gewittern am Vortag, die sich vom Nachmittag bis zum Abend entluden, war es zum Start der 3. Etappe von Ried/Oberinntal nach Pfunds über 28,6 Kilometer mit 1.530 Höhenmetern zwar kühl, aber immerhin trocken.
Der Start zur normalen Zeit um 9.00 Uhr
Der Weg führte auch über saftige (nasse) Bergwiesen
Zunächst folgte der Weg dem Talboden. Teilweise schmale Trails, feucht und mit Wurzeln, forderten dennoch viel Konzentration und Kraft. Von der V1 in Ganden ging’s bergwärts, stets oberhalb der beeindruckenden Schluchten von Tösener- und Platzbach, bis hinauf zum Tösener Frudiger. Schöne Trails, alte, knorrige Lärchen und Latschen, Hochmoore und ein grandioser Rundumblick prägten diesen nicht ganz anspruchslosen Streckenteil über einen Bergrücken zum Pfundser Fudinger (2149 Meter). Ein technischer Downhill führte hinab zur V2 am Tscheyjöchl. Von hier auf Forsttrassen und Trails die letzten Kilometer ins Ziel nach Pfunds. Dieser Zieleinlauf, bei purem Sonnenschein, viel Applaus und toller Zielverpflegung, ließ noch mal die Glückshormone richtig arbeiten. Nur noch eine Etappe.
Ein Eventclip zur dritten Etappe: https://youtu.be/bZsXFPF43FA
Unbestritten war die letzte Etappe von Pfunds nach Nauders die Königsetappe, mehr als die Streckenkarten hergaben. Anspruchsvoller als gedacht und 1000mal schöner als erwartet. Das Beste kam also zum Schluss. Und dies auch bei traumhaftem Wetter. Sonnenschein pur, blauer Himmel, eine schweißtreibende Angelegenheit also schon vom Start an.
Die ersten sieben Kilometer waren noch relativ locker über Trails und Forststraßen mit mäßigen Steigungen. Dann jedoch folgte ein Anstieg von 1000 Höhenmetern in nur etwa 3 Kilometern zum höchsten Punkt des Tages auf 2400 Meter dem Zadresjoch.
Der nächste Streckenabschnitt, der teilweise über den Nauderer Höhenweg führte, hatte es in sich. Ein ständiges Auf und Ab über schwere Trails. Die andauernde Höhe von über 2200 Metern förderte die Konzentration nicht unbedingt. Jedoch ständig atemberaubende neue Panoramblicke. Ab der dritten Verpflegungsstelle bei Kilometer 23,5 „nur“ noch 6 km ins Tal. Es zieht sich, doch dann ist es vollbracht: Finisher der SALOMON 4 Trails 2021. Anstrengende, aber traumhaft schöne vier Lauftage sind leider schon wieder vorbei – ich freue mich auf den dritten Teil im kommenden Jahr.
Ein Eventclip zur vierten Etappe: https://youtu.be/6Csj9YVNFVA